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Kennen Zwischen Licht und Schatten
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Ionia Tip

Kurzgeschichte

Zwischen Licht und Schatten

Von Joey Yu

Kennen wurde nicht langsamer, seit er den Großen Tempel von Koeshin hinter sich gelassen hatte.


Geschichte[]

Kennen wurde nicht langsamer, seit er den Großen Tempel von Koeshin hinter sich gelassen hatte.

Die Formen des Landes verschwammen in einem Wirbel aus Farben, als er über Hügel und Klippen, Ebenen und Plateaus huschte. Der Yordle ähnelte einem rasenden Punkt inmitten breiter, auf Leinwand gemalter Streifen.

Als das Herz des Sturms der Kinkou hatte er schon tausende Male die Urteile der Anführer des Ordens überbracht. Doch diesmal ist es anders, dachte Kennen. Diesmal geht es um das Leben meiner Kinkou-Brüder und -Schwestern.

Von einer Gruppe Akolythen im Süden war eine dringende Anfrage eingetroffen. Ihr Tempel wurde von einem unbekannten bösen Geist korrumpiert. Da sie keine Möglichkeit gefunden hatten, ihn abzuwehren, ersuchten sie die Hilfe des Kinkou-Triumvirats.

Akalis Akalis ehemalige Rolle als Faust der Schatten war derzeit unbesetzt, daher bestand das „Triumvirat“ lediglich aus zwei Anführern: Shen Shen, dem Auge des Zwielichts, und Kennen. Sie hatten eine Entscheidung getroffen, und nun brauste Kennen zum entfernten Raishai an der südlichen Küste von Zhyun.

Als Noxus Tip Noxus vor vielen Monden in Ionia Tip Ionia einmarschiert war, hatte das Triumvirat beschlossen, dass die Kinkou niemals in einen Krieg verwickelt sein würden. Die Akolythen von Raishai waren dem Orden stets am treuesten ergeben und hatten das Edikt ohne Widerworte unterstützt.

Und aus diesem Grund muss ich sie retten.

Kennen folgte einem aufgewühlten Fluss und huschte über die Weite des goldenen Graslands. Als er durch die nebligen Wälder des südlichen Shon-Xan-Gebirges raste, war er wie ein Blitz, der über den Himmel jagte. Auf seinem Weg kam er an einer Reihe Ruinen wie denen des Dorfes Xuanain vorbei.

Erst als er die Hafenstadt Evirny erreichte, legte Kennen unter der Morgensonne eine Rast ein. Die Küste von Zhyun lag auf der anderen Seite der Meerenge hinter schillernd blauem Wasser.

Kennen ging an Bord der ersten Fähre. Ihr Mast war ein aus dem Schiffsrumpf gewachsener, lebendiger Baum, dessen Äste nach hinten gebogen waren und dessen gewaltige Blätter von der Meeresbrise erfasst wurden wie die Flügelmembranen eines Wyvern der südlichen Inseln.

Auf der Fähre war Kennen der einzige Yordle unter einer bunt gemischten Menge. Die Menschen nickten ihm anerkennend zu.

Yordle wurden von Ioniern mit Respekt behandelt, selbst wenn die Geisterwesen in ihrer wahren Gestalt vor ihnen standen, wie es Kennen in diesem Moment tat – wie er es eigentlich immer tat, da er durch das Training der Kinkou sein inneres Gleichgewicht gefunden hatte. Dies verdankte er vor allem den Lehren der ersten Großmeisterin, Tagaciiry, der ersten Faust der Schatten.

Als sich Kennen vor Jahrhunderten den Kinkou anschloss, fragte Tagaciiry ihn, was die Yordle an den Menschen am meisten bewunderten.

„Eure Geschichten. Ihr habt so viele.“ Kennens Augen waren weit aufgerissen. „Eure Leben sind kurz, aber eure Geschichten bewahren, was euch am wichtigsten ist. Darum seid ihr besser für den Schutz der Reiche geeignet als die Untoten.“

Unter jenem klaren Himmel und der gleißenden Sonne hatte Kennen seine Gedanken darüber geteilt, welche Rolle er für die Kinkou spielen könnte. Der Großmeister hörte ihm aufmerksam zu und dachte über seine Worte nach.

„Eines Tages werdet ihr alle sterben“, fügte Kennen fröhlich hinzu. „Ich würde gern eure Geschichten in die Welt tragen. Die Geschichten der Kinkou.“

Daraufhin hatte Großmeisterin Tagaciiry ein Lächeln im Gesicht. „Das ist eine edle Idee und eine nicht gerade kleine Verantwortung.“

„Ich kann jetzt damit anfangen, indem ich den Leuten unsere Urteile überbringe.“

„So soll es sein“, sagte der Großmeister. „Deine Rolle soll die Beobachtung des Laufs der Sonne sein – du sollst das Licht unseres Urteils tragen und der Vermittler zwischen dem Licht und seinen Schatten sein.“

Kennen wurde aus seiner Tagträumerei gerissen, als das Dock unter kreideweißen Klippen, die vom smaragdgrünen Blätterdach der Bäume überkront wurden, in Sichtweite kam.

Er winkte den anderen Passagieren hinter ihm mit seiner klauenbewehrten Hand zu und wünschte ihnen günstige Winde und eine schnelle Reise. Er sprang über das Wasser und an Land, noch bevor die Fähre zum Anlegen langsamer geworden war.

Langsam zog ein Sturm auf. Kennens Kinkou-Gewand und Maske waren patschnass, als er durch den strömenden Regen preschte – ohne Essen oder Rast.

Ich hoffe, ich komme nicht zu spät.

Als der Yordle ankam, standen dunkle Wolken tief am Himmel und wurden von Blitzen durchbohrt.

Kennen sah zwanzig Akolythen vor dem Raishai-Tempel sitzen. Das Gebäude erschien unauffällig, solide und unversehrt.

„Meister Kennen, Ihr seid gekommen.“ Der Oberste der Akolythen, Hayda, stand hochachtungsvoll vor ihm, doch seine Knie zitterten stark. „Ihr müsst uns helfen, diesen unheilvollen Geist zu besiegen, der unseren Tempel plagt …“

Die restlichen Akolythen erhoben sich langsam mit gläsernen Augen.

Kennen hatte gehofft, dass er und Shen falsch liegen würden, doch nun wurde ihre schlimmste Befürchtung bestätigt. Plötzlich überkam ihn ein Anfall von Traurigkeit. Sie waren so loyal.

„Es gibt nichts zu bekämpfen“, erklärte Kennen Hayda mit leiser, schmerzerfüllter Stimme. „Der Tempel ist nicht korrumpiert. Ihr seid es. Ihr alle.“

Unruhe brach aus. Etliche Akolythen neigten den Kopf und sahen ihn mit stechendem Blick an.

„Korrumpiert?“ Haydas Augen bohrten sich in Kennen. „Wir waren stets folgsam … Vor langer Zeit, als ihr uns verboten habt, gegen die noxianischen Eindringlinge zu kämpfen, haben wir zugesehen, wie unsere eigenen Leute abgeschlachtet wurden!“ Sein Gesicht verzerrte sich auf unnatürliche Weise, als würde es schmelzen. „Und dann, als unsere werten Ionier in Tuula, Kashuri und Huroi um Hilfe riefen, befahlt Ihr uns, sie nicht zu erhören – und wir gehorchten erneut! Wir haben die Gelegenheit vorüberziehen lassen, Noxus Gerechtigkeit zu bringen!“

„Ihr seid zornig“, sagte Kennen, „und bösartige Wesen aus dem Geisterreich zehren davon. Sie zehren von Euch.“

Kennen konnte sehen, was die Menschen nicht sehen konnten: Dunkler Rauch stieg von ihnen empor, wie Tentakel, die aus ihren Körpern brachen. Die Akolythen waren von tiefschwarzen Ranken umgeben, die sie zu verschlingen suchten. Kreaturen, die mit steigendem Zorn dieser Kinkou und immer größer werdender Kraft einen Weg aus dem Geisterreich zu bahnen versuchten und diese Kinkou letztendlich verzehren und dann Chaos und Verwüstung über Raishai bringen würden.

„Die Welt verändert sich“, sagte er. „Zhyun versinkt im Aufruhr und Ihr seid zwiegespalten zwischen den Forderungen der Kinkou und dem Wunsch Eures Herzens.“ Er hielt kurz inne, dann sagte er, wofür er hergekommen war. „Ich entlasse Euch aus dem Orden.“

„Ihr verbannt uns?“, sagte ein Akolyth in der hintersten Reihe.

„In diesem Zustand könnt Ihr das Gleichgewicht der Reiche nicht mehr bewahren.“ Kennen sah jedem Akolythen ins Gesicht. Ich muss sie irgendwie erreichen. „Verlasst jetzt die Kinkou. Nur so könnt Ihr heilen. Macht, was Ihr tun müsst, damit die dunklen Emotionen Euch nicht zerstören.“

„Ihr wollt uns nur loswerden, weil wir für Euch nicht mehr von Nutzen sind. Das ist eine Schmach!“ Hayda ließ seine Klinge blitzen. Die Akolythen heulten einstimmig auf und waren sich nicht bewusst, dass schattenhafte Klauen sich gierig an sie klammerten.

Kennen konnte ihren Schmerz fühlen, der aus der Kluft zwischen zwei Glaubenswelten entsprang. So wie ihn auch Akali gefühlt hatte, bevor sie gegangen war. Dennoch ließ er Blitze zwischen seinen Händen knistern. „Denkt gar nicht erst daran, mich auf die Probe zu stellen.“

Knurrend stürzten Hayda und etliche Akolythen auf ihn zu.

Der kleine Yordle tanzte zwischen den behäbigen Menschen umher und entglitt ihren Angriffen mit Leichtigkeit. Er ließ seine Klauen zusammenschnappen, woraufhin Bögen aus Elektrizität hervorsprangen, die seine Angreifer mit einer gewaltigen Explosion niederschlugen.

Sie stöhnten, als sie sich auf dem schlammigen Boden wanden. Die verbleibenden Akolythen hielten inne, unsicher, was sie tun sollten. Schmerz, Schuld und Scham – die Gesichter der Akolythen waren wie zornerfüllte Masken. Der Regen vermischte sich mit dem Blut, was aus ihren Augen strömte.

Kennen flitzte außer Reichweite und seufzte. Dann erinnerte er sich an etwas, das er von den Menschen gelernt hatte.

Manchmal besteht eine Geschichte nur aus Lügen.

„Ich werde Eure Geschichte erzählen.“ Er zog seine Maske herunter. „Geht jetzt, in Frieden. Der dunkle Einfluss wird in Zhyun bleiben, aber die Kinkou werden hören, dass Ihr hart dagegen angekämpft habt, bevor Ihr die Ordnung ehrenvoll verlassen habt.“

Eine erfundene Wahrheit. Um das zu bewahren, was am Wichtigsten ist.

Die Augen der Akolythen wurden einen Moment lang wieder klar und der dunkle Dunst löste sich langsam auf. Keiner von ihnen sprach, aber einige bekundeten dem Yordle mit einem Nicken, dass sie verstanden hatten. Letztendlich sammelten jene, die es noch konnten, die Verwundeten ein.

Es war immer schwer, alte Kameraden gehen zu sehen, aber Kennen wusste, dass es nur zum Besten war. Sie hatten sich den Kinkou aufgeopfert und nun waren sie frei, eine neue Bestimmung zu suchen. Ihre Seele konnte das Gleichgewicht wiedererlangen, dann würde den boshaften Wesen nichts mehr bleiben, woran sie sich laben könnten.

Der Yordle sah zu, wie die ehemaligen Akolythen in der Dunkelheit verschwanden. Der Regen ließ nicht nach. Die durchnässten Menschen sahen klein und verletzlich aus.

Eines Tages werdet ihr alle sterben, dachte Kennen mit sorgenerfülltem Herzen.

Aber ich werde eure Geschichte in die Welt tragen.

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Geschichte und Ereignisse
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