Geschichte[]
„Valhir!“
Der Bärengott zuckte im Schlaf, öffnete seine Augen jedoch nicht.
Dieser Name war alt und schon lange nicht mehr ausgesprochen worden … Wie lange genau? Was er vernommen hatte, musste ein Traum oder ein Echo der Vergangenheit gewesen sein. Er schnaubte, vergrub seinen Kopf tiefer in der dicken Schneedecke und setzte seinen jahrhundertelangen Schlummer fort.
„Valhir, ich rufe dich an, mit deinem Namen, mit diesem Blut!“
Der Halbgott schlug die Augen auf.
Die Stimme war weit, weit entfernt, aber so deutlich zu vernehmen, als hätte sie ihm direkt ins Ohr gesprochen.
Mit einem tiefen Knurren erhob sich der große Bär und stemmte sich auf die Füße. Eine Schneelawine löste sich von seiner titanenhaften Gestalt und ließ die Erde erzittern. Er schüttelte seinen Pelz und drehte sein schweres Haupt von Horizont zu Horizont. Seine Nasenflügel blähten sich.
Er konnte den Blutzoll in der Luft schmecken und sein Herz schlug schneller. Irgendwo waren Steine in Form seiner Rune angeordnet und ein Opfer in seinem Namen dargebracht worden. Die Kraft des Gebets floss durch seine Glieder.
„Valhir! Wir erbitten deinen Zorn! Gib uns deine Stärke! Jeder Tote ist ein Opfer!“
Kampf, Massaker und Ehrfurcht lagen in der Luft und Valhirs Herz schlug im Rhythmus der Kriegstrommeln, die über das Land hallten. Er konnte das Stampfen von Füßen hören, das Klirren von Klingen, die Schreie der Sterbenden.
Sie appellierten an den Körper, in dem er steckte. Sie riefen nach ihm.
Volibear stellte sich auf die Hinterbeine und brüllte in den Himmel. Das Brüllen hallte über die eisige Tundra und berührte die Seelen aller Lebewesen in Freljord.
Hunderte Meilen entfernt, wo die Sonne nie aufging, erwachte ein Geistwanderer mit einem Schrei und zerkratzte sich mit Händen, die zu riesigen Klauen geworden waren, sein Gesicht.
In einer anderen Richtung, jenseits der Eisschollen, hob ein Rudel Reifzahnwölfe ihre Köpfe und heulte los. Es klang wie ein Echo des Schreis des Halbgottes.
Andernorts, weit, weit entfernt, saß eine Gruppe Stammesmitglieder um ihr Lagerfeuer und verstummte. Ihre Herzen klopften plötzlich wie wild. Freunde beäugten Freunde mit feindseligen Gesichtern. Es wird Blut vergossen werden.
auf alle Viere fallen und stürmte los. Seine riesigen Klauen pflügten durch die gefrorene Erde. Pfeifender Wind wirbelte durch seinen dicken Pelz, während er schneebedeckte Felsen und Bäume beiseite schleuderte und immer schneller und schneller wurde.
ließ sichAls er das nächste Mal innehielt und schnupperte, hatte er Hunderte Meilen zurückgelegt. Er kam seinem Ziel immer näher. Die Gewitterwolken seiner Kriegswut verdunkelten den Himmel über ihm.
„Valhir! Wir töten und sterben in deinem Namen!“
Der Bärengott kam mit einem erderschütternden Beben zum Stehen.
Hoch oben auf einer eisigen Anhöhe blickte er über das Schlachtfeld, während Blitze sein elfenbeinfarbenes Fell durchzuckten.
Zwei Armeen standen sich auf der blutgetränkten Ebene unter ihm gegenüber. Die Toten und Sterbenden lagen überall im Schnee verstreut. Die Truppen der einen Seite waren deutlich in der Unterzahl. Sie schlugen eine verlorene Schlacht.
Der riesige Bär schnaufte. Die größere Armee roch merkwürdig. Ihre Soldaten waren in schwarzes Eisen gehüllt und kämpften unter einem roten Banner. Er knurrte, als er begriff, dass sie nicht aus Freljord stammten, sondern Schwächlinge aus einem Land waren, das der Schnee nicht länger beherrschte. Er fletschte die Zähne und ein Blitz zuckte über den Himmel. Er schlug mit einem ohrenbetäubenden Knall mitten auf dem Schlachtfeld ein und schleuderte verkohlte Leichen beider Seiten durch die Luft.
„Valhir! Valhir!“
Volibear richtete seinen wutentbrannten Blick auf die eine, die seinen Namen rief. Eine sterbliche Frau, in Pelze gehüllt, starrte mit blutverschmiertem Gesicht zu ihm hinauf. Sie reckte zwei blutige Äxte zum Gruß in den Himmel. Ein wildes Grinsen verzerrte ihr Gesicht.
Viele der übrigen Kämpfer hatten innegehalten und starrten den Halbgott voller Schrecken und Ehrfurcht an, doch Volibears Aufmerksamkeit galt der Frau.
Ihr Herz hatte den Sturm heraufbeschworen.
„Valhir!“, schrie sie und reckte ihre blutigen Äxte erneut in die Luft. „Mit diesen Toten ehren wir dich!“
Ein letzter respektvoller Gruß, bevor sich die Frau wieder dem Kampf zuwandte und sich mit neuem Eifer auf den Feind stürzte.
Volibear richtete seinen Blick auf die Gegner der Frau – die Fremdlinge. Den Feind. Er knurrte und stürmte los.
„Vol kau fera!“, brüllte er und ließ den Himmel selbst erzittern.
Er kollidierte wie ein lebender Rammbock mit dem Feind und schleuderte die Truppen wie Strohpuppen durch die Luft. Knochen splitterten. Blut spritzte. Menschen schrien.
Nach wenigen Augenblicken war alles vorüber.
Angesichts des unaufhaltbaren Zorns des Bärengottes knickte der Feind ein. Die ersten Truppen ergriffen die Flucht. Als sich die Niederlage immer deutlicher abzeichnete, stürzten sich die Freljorder – erfüllt von Volibears entfesselter Wut – wie Wölfe auf die fliehenden Feinde und jagten sie heulend durch den Schnee. Es war ein Massaker.
Volibear beobachte zufrieden das Gemetzel, während ihm Blut aus dem Maul tropfte.
Die Frau, die ihn angerufen hatte, ging ehrfürchtig vor ihm auf die Knie und senkte den Kopf.
„Oh, großer Valhir!“, rief sie. „Ich bin Kriegsmutter Raetha, die blutige Hand. Du hast eingegriffen und unser Dorf gerettet!“
Erst jetzt, da Volibears Kriegslust verebbte, bemerkte er die Höfe und Steinhäuser in der Nähe und seine Auge verengten sich. Er richtete seinen Blick wieder auf die Frau, die vor ihm kniete.
Er ragte hoch über ihr auf – Volibear war mindestens viermal so groß wie sie – und wurde noch größer, als seine Wut zurückkehrte. Seine allmächtige Gestalt war mit alten Narben und frischen Wunden übersät – und er trug sie voller Stolz. Von seinen riesigen Klauen tropfte Blut. Der Instinkt, zu töten und zu zerfleischen, war immer noch stark.
Er knurrte die Kriegsmutter an. „Vol t’svaag dakk skolj.“
Sie blickte verwirrt zu ihm auf. Es bestand kein Zweifel, dass die alte Sprache vergessen worden war.
„Steh auf“, knurrte er in ihrer jüngeren Bastardsprache. „Eine Kriegerin kniet vor niemandem.“
Weiter hinten im Tal zog etwas seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein gefährliches Grollen drang aus seiner Kehle und kündete von bevorstehender Gewalt. Die Frau, Raetha, trat misstrauisch einen Schritt zurück.
„Was. Ist. Das?“, brüllte er und die Luft lud sich auf, als sein Zorn weiter hochkochte.
Die Frau blickte verwirrt und unbehaglich hinter sich.
„Der … Der Damm?“, fragte sie.
Volibear fletschte erneut seine blutigen Fangzähne. Das war sein Fluss und er war noch nie in andere Bahnen gelenkt worden. Dass die Sterblichen es wagten, ihn zu bändigen und in Ketten zu legen, war unverzeihlich.
Er stampfte an der Frau vorbei und wurde mit jedem Schritt zorniger. Als er die rudimentäre Konstruktion erreicht hatte, glich seine Wut einem mühsam unter Kontrolle gebrachten Mahlstrom und die Luft um ihn herum knisterte. Kriegsmutter Raetha und ein paar weitere Freljorder folgten ihm vorsichtig in einiger Entfernung.
Der Bärengott machte einen Satz in das flache Wasser unterhalb des Damms. Es bedeckte kaum seine Pfoten und Volibear wurde noch zorniger. Dieser Fluss sollte eigentlich rauschen und tosen.
Er brüllte, riss die Steine nieder und befreite das Wasser.
Jetzt rauschte und toste es, bildete eine Flutwelle, die schäumend von ihrem alten Bett Besitz ergriff. Die Kraft des Flusses umspülte ihn.
Er hörte Schreie, als das Wasser die Flutebene hinabstürzte. Der Bärengott sah zufrieden dabei zu, wie die ersten Häuser der Freljorder zerschmettert wurden. Holz splitterte und Steinbauten stürzten ein. Die Menschen flohen und pressten ihren Nachwuchs an sich, während das Wasser die gesamte Siedlung verschlang.
Sobald sämtliche Spuren der Zivilisation verschwunden waren, wandte sich Volibear den Freljordern zu. Sie waren fassungslos und konnten nicht glauben, was er soeben getan hatte.
„Heute wurdet ihr befreit!“
Er konnte ihr Angst in der Luft schmecken, doch er spürte auch die Ehrfurcht und Ehrerbietung der Sterblichen vor ihm.
„Lebt!“, befahl er. „Lebt wild! Jagt! Tötet! Ehrt die alten Traditionen … und die alten Traditionen werden euch ehren!“
Kriegsmutter Raetha richtete sich auf und nickte langsam. Diese hier hatte den Geist einer wahren Kriegerin. Und in seinem unsterblichen Herzen wusste er, dass die meisten anderen ihr folgen würden.
Volibear nickte ihr zu und wandte sich dann zum Horizont.
Es gab noch viel zu tun.Referenzen[]
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