Geschichte[]
Die gewaltige Feuerschale loderte hell auf und die Flammen reichten fast bis zum Himmel. In vergangenen Zeiten war dies für die versammelten Stämme das Zeichen für den Beginn des Festivals gewesen.
Das Erntefest war für die Stämme immer die größte Feier des Jahres und eine der letzten, bevor der Winter Einzug auf den Ebenen hielt. Nachdem das Feuer entzündet war, hätten Rufe über die gefrorenen Abhänge der Berge hallen müssen, um den Segen der drei Schwestern zu erbitten. Jetzt allerdings verharrte die versammelte Menge der Avarosa schweigend, wandte sich von den Flammen ab und blickte hinauf zu der Bühne, auf der Ashe stand.
Sie ließ ihren Blick über alle hinwegschweifen. Keine Festivität hatte je so viele Menschen zusammengebracht und sie wusste, sie waren ihretwegen gekommen.
Sie umklammerte ihren Bogen und nahm ihn von der Schulter. Der ihr inzwischen vertraute, stechende Kälteschauer des Wahren Eises lief durch ihren Körper. Die Kälte war trotz ihrer langen Zeit mit dieser Waffe immer noch schmerzhaft – doch inzwischen war ihr der Schmerz willkommen und sie benutzte ihn, um sich zu konzentrieren und Ablenkungen auszublenden. Sie ließ ihren Blick von der Menge zu der lodernden Flamme schweifen, atmete tief durch und zog die Sehne zurück. Alle anderen Geräusche des Fests verstummten.
Ein Kristallpfeil aus reiner Kälte bildete sich, herbeigerufen von der Magie, die den Bogen durchströmte. Ashe hielt den Atem an, während sie den Bogen weiterhin Magie durch ihre Arme hindurch kanalisieren ließ. Die Temperatur auf der Bühne stürzte ins Bodenlose und Eis breitete sich unter ihren Füßen aus.
Als die Kälte drohte, sie zu überwältigen, stieß sie ihren Atem aus und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.
Er beschrieb hoch über der Menge einen Bogen und schlug dann mit einem ohrenbetäubenden Knacken in sein Ziel. Die Feuerschale gefror auf der Stelle und die tanzenden Flammen wurden von dem sich ausbreiteten Eis umhüllt. Die untergehende Sonne schien durch die kristallisierten Flammen und auf die darunter stehende Menge, die plötzlich in Jubelgeschrei ausbrach. Die Menge beschwor den Segen der Drei – Lissandra, Serylda und Avarosa selbst, die in Ashe wiedergeboren war.
Ashe hielt ihre Ansprache kurz.
„Volk der Avarosa! Nie zuvor haben einem Erntefest so viele beigewohnt. Sitzt an der Seite eurer Verwandten von überall im Schneeland – wir sind jetzt eine Familie. Esst, trinkt und vergnügt euch!“
Sie lächelte, als die Menge ihren Namen rief. Sie hob ihren Bogen hoch in die Luft und als Antwort wurden die Jubelschreie noch lauter.
Innerlich verzog sie das Gesicht. Wie so oft fragte sie sich, ob ihre Fähigkeit als Anführerin oder die Waffe, die sie trug, sie alle zusammengebracht hatte. Der Bogen war das Symbol Avarosas und viele in Freljord glaubten, dass sie die wiedergeborene Avarosa sein müsse, weil sie ihn führen konnte. Ashe schlang den Bogen über ihre Schulter und schüttelte den Gedanken ab. Der Grund, weshalb sie sich zusammengefunden hatten, war weniger wichtig als das, was aus ihnen geworden war. Sie sprang von der Bühne und mischte sich unter die Menge, die sich an die festlich gedeckten Tische zerstreute.
Die lebhaften Stämme suchten die Gesellschaft untereinander und teilten Speisen, Getränke und Geschichten vergangener Jagdabenteuer. Die Steinhacken beschrieben die warmen und doch trügerischen südlichen Gebirge. Ashe jubelte mit den anderen, als die Rotschnees die Niederlage der noxianischen Kriegstrupps wiederaufleben ließen, die versucht hatten, von der Küste her ins Land einzudringen. Ein Krieger der Eisadern, die allesamt sagenumwobene Schneesturmwandler waren, klopfte Ashe auf den Rücken, als sie vorbeiging, was ein Gefühl merkwürdiger Kälte durch ihren Körper fuhren ließ.
All jene und noch mehr waren ihrem Ruf gefolgt und hatten sich den Festlichkeiten angeschlossen. Alle hatten sich den Avarosa verpflichtet und für jeden Stamm musste sie etwas anderes darstellen. Prophetin, Retterin, Vermittlerin. Kriegsmutter.
Ashe würde das alles sein, wenn sie es konnte.
Als sie sich dem äußersten Rand des Fests näherte, erstarrte sie. Am letzten Tisch saß ernst und abgeschottet von den anderen eine Gruppe Eisgeborener, die sie nur allzu gut kannte: Schneeanhänger, rachsüchtige Eiferer, die vor nur wenigen Monaten einen ganzen Stamm abgeschlachtet hatten.
Einen Stamm, dessen einziges Verbrechen darin bestanden hatte, sich den Avarosa anzuschließen.
Eine große Frau, zweifellos ihre Anführerin, erhob sich und kam auf Ashe zu. „Kriegsmutter Ashe, Auserwählte Avarosas, Besitzerin Ihres göttlichen Bogens. Ich bin Hildhur Svarhem, Wahrheitsbringerin und Kriegsmutter der Schneeanhänger.“
Vor Ashes geistigem Auge erhob sich wieder der Anblick der niedergebrannten Hütten und sie hörte die Schreie ihrer Leute, die qualvoll starben, und ihr Zorn wurde entfacht. Die Menge um sie herum verfiel in Schweigen, während Hildhur weitersprach und ein Geflüster durch die Reihen ging. Alle hier Versammelten hatten davon gehört, was die Schneeanhänger getan hatten.
„Wir haben einen Eid geschworen, dass keine Verräter des Glaubens je wieder jemandem folgen würden, der fälschlich behauptet, die wiedergeborene Avarosa zu sein. Deine Krieger haben tapfer gekämpft, aber nicht besonders gut.“ Sie nahm eine gewaltige Kriegsaxt von ihrem Rücken, deren Klinge in eine dünne, aber deutlich sichtbare Schicht aus Wahrem Eis gehüllt war. Als wahre Eisgeborene ertrug sie das Unbehagen von der Kälte der Waffe schweigend.
Ashe musterte die breitbeinige Haltung der Frau und zählte die wenigen Schritte, die zwischen ihnen lagen. Getrocknetes Blut verkrustete Hildhurs Rüstung … noch mehr Avarosa-Blut? Ashe bereitete sich darauf vor, zu reagieren, und spannte ihre Muskeln an. Sie war auf jegliche Angriffe gefasst.
Auf eins war sie allerdings nicht gefasst: Dass die Kriegsmutter vor ihr kniete, ihr Haupt beugte und ihr die Kriegsaxt mit beiden Händen darbot.
„Vergib uns, Kriegsmutter Ashe. Damals wusste ich nicht, was ich jetzt weiß. Ich kam, um dich vor all deinen Anhängern herauszufordern und dich als falsche Prophetin zu entlarven. Doch die Magie, derer du dich bedienst, übersteigt alles, was ich je erlebt habe. Niemand kann verleugnen, dass Sie aus dir spricht. Ich entbiete dir meine Axt Joutbane und meinen Kopf. Verschone mein Volk, damit es sich beweisen kann, indem es in deinem Namen jagt, Land bewirtschaftet und stirbt.“
Jeder einzelne der anwesenden Schneeanhänger folgte dem Beispiel der Kriegsmutter und kniete demütig nieder.
Sofort ertönten Stimme aus der Menge, die nach Rache riefen. „Tod den Plünderern!“, riefen sie.
Als Ashe vor Ort eingetroffen war, erzählten qualmende Ruinen und sterbliche Überreste die Geschichte eines eingekesselten Dorfs. Die wenigen Krieger waren schnell identifiziert, denn ihre Leichen waren vom Feuer unberührt. Man hatte sie niedergemäht und den Krähen überlassen. Der Rest des Stamms hatte sich in seinen Hütten versteckt und um Gnade gebeten oder zumindest um einen schnellen Tod.
Beides war ihnen verwehrt geblieben …
Mit Tränen des Zorns in den Augen streckte Ashe die Hände nach der Axt aus. Sie würde Hildhur den Kopf abschlagen, damit dies allen zur Warnung diente, die …
Als ihre Hand sich um die Axt schloss und das Wahre Eis den vertrauten Schmerz der Kälte durch ihren Arm zucken ließ, spürte Ashe, wie der Bogen auf ihrem Rücken begann, etwas auszusenden. Ein langsamer, eisiger Puls, wie eine Winterbrise.
Ihre Gedanken beruhigten sich.
„Erhebe dich, Hildhur“, sagte sie und blickte auf die Kriegsaxt hinunter.
Hildhur stand auf und runzelte verwirrt die Stirn. Ashe erwiderte ihren prüfenden Blick.
„Die Schneeanhänger haben das Blut meines Stamms vergossen und sind meine Feinde“, fuhr sie fort. „Doch du hast hier und jetzt Demut und Reue gezeigt. Ihr seid nicht länger die Schneeanhänger – von diesem Tag an gehört ihr den Avarosa an und das macht euch zu Familie. Ihr habt nichts von mir zu befürchten, Cousine.“
Sie drückte der Frau die Kriegsaxt wieder in die Hände und die in der Luft liegende Spannung verflog. Kurz darauf waren die Festivitäten wieder in vollem Gange, nachdem Gnade und Vergebung die Glücksgefühle verdoppelt hatten. Ashe ging zu jedem, der am Tisch saß, und hieß alle nacheinander willkommen.
Als sie sich wieder von ihnen abwandte und davonging, achtete sie sorgfältig darauf, ihre Trauer im Zaum zu halten. Ihr Herz brannte immer noch, aber für ihr Volk musste sie einen anderen Weg einschlagen als den der Rache. Ihre Finger spielten mit der Bogensehne und suchten Trost in ihrer Kälte.
Sie würde besser sein. Sie musste es einfach.
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