- Für den Ort in Ionia, siehe Garten des Vergessens.
Lore[]
Ein kühler Windhauch kam aus dem Garten und erfüllte die Nachtluft mit den anregenden Gerüchen überreifer Früchte und Blumen in voller Blüte.
stand vor dem Eingang des Gartens, wo der Stein der Erde wich und sich enge, verworrene Höhlen in einem tiefen Krater dem Himmel öffneten. Baumdickicht und Dornengewächse wuchsen wild im Mondlicht und das Tal war mit einer Vielzahl von Blumen übersät. Ahri zögerte, denn sie kannte die miteinander verflochtene Natur von Schönheit und Gefahr. Schon von Kindheit an hatte sie Legenden vom heiligen Hain gehört, doch nie zuvor hatte sie die südlichen Kavernen durchquert, um ihn zu finden. Die Geschichten besagten, dass, wer die Schwelle des Gartens überschritt, ihn als ganz anderer wieder verließ – wenn er überhaupt je den Ausgang fand.Wie auch immer die Wahrheit lautete, Ahri hatte ihre Entscheidung getroffen. Als sie den Schritt in den Garten wagte, stellten sich ihre Nackenhaare auf und sie hatte das Gefühl, als würde sie jemand beobachten. Zwischen den Bäumen konnte sie keine Gestalt erkennen, doch der Garten lag keineswegs ruhig da. Wo immer Ahri auch hinblickte, sah sie neue Blumen erblühen. Ahri folgte einem gewundenen Pfad durch das Pflanzengewirr und über Wurzeln, die sich durch den Boden gruben. Sie duckte sich unter hängenden Ranken hinweg, die sich nach ihr streckten, als wollten sie sie liebkosen. Sie hätte schwören können, dass sie ein Psst aus dem leisen Rascheln der Gräser heraushören konnte.
Mondlicht schien durch das goldene und silberne Blätterdach. Blumenstiele rankten sich um die Baumstämme und präsentierten ihre Knospen, die heller funkelten als Edelsteine. Fette Würzkirschen, bedeckt von einer dünnen Frostschicht, klirrten leise, während sie im ungezähmten Dickicht hin- und herschwangen.
Eine Schneelilie streckte sich Ahris Gesicht entgegen und streichelte über ihre Wange. Sie war zu verführerisch, um zu widerstehen. Ahri drückte ihr Gesicht in die Blütenblätter, um den himmlischen Geruch einzuatmen. Ihre Nase wurde kalt und sie roch Orangen, eine Sommerbrise und das Blut frischer Beute. Die Blüte erzitterte, gewann an Farbe und Ahris Atem stockte. Sie schwankte, benommen vom vollen Duft.
Schnipp.
Die Schneelilie fiel leblos zu Boden. Sie war von ihrem Stiel abgetrennt worden. Eine zähe Flüssigkeit quoll aus dem Stumpf hervor. Ahri atmete aus und ihre neun Schwänze zuckten, während ihr Kopf langsam wieder klar wurde.
Ahri schreckte auf, als sie plötzlich eine Frau mit weißgrauem Haar vor sich stehen sah, die Schere noch in der Hand. Sie war in farbenfrohe Schals gehüllt und ihre Wimpern glitzerten vor Tautropfen.
Als die Frau den Blick ihrer meergrünen Augen auf Ahri richtete, fühlte diese sich merklich unwohl, als ob die Frau ebenso leicht durch ihre Eingeweide schneiden könnte wie durch den faserigen Blumenstiel. Das Gesicht der Frau war faltig wie Borke und unmöglich zu deuten. Aber Ahri machte sich nicht länger Sorgen um ihre eigene Sicherheit.
"Du hast mich erschreckt, Ighilya." Ahri atmete aus. In den Geschichten war die alte Frau als Verschlinger von Geheimnissen bekannt, als die Vergessene oder die Gärtnerhexe. Jemand so Mächtiges gebot Respekt und deshalb nannte Ahri sie Ighilya. Urgroßmutter.
"Die Blumen wollen etwas von uns." Die alte Frau spielte abwesend an ihrer Schere. "Genau wie wir etwas von ihnen wollen. Es wäre weise, deine Nase bei dir zu behalten. Ich sollte es wissen. Ich muss die hungrigen Kleinen selbst füttern."
"Also bist du die Gärtnerin", nickte Ahri.
"Einer der netteren Namen, ja. Aber das tut nichts zur Sache. Ich weiß, weshalb du hier bist, Iminha."
Kindchen. Ahri fühlte sich unwohl bei dem Wort, das familiäre Vertrautheit ausdrückte, obwohl sie nicht wusste, weshalb.
"Du suchst Absolution. Du willst frei sein von deinem Schmerz." Die Gärtnerin lächelte.
Sie trat über einen dahinsinkenden Farn hinweg und winkte Ahri heran.
"Komm."
Sie spazierten im Mondschein durch den Garten und die Blumen drehten sich der alten Frau zu, als wäre sie die Sonne selbst, als würde sie ihre Blätter wärmen und ihnen beim Wachsen helfen. Oder vielleicht wollten die Blumen ihr nur nicht den Rücken zudrehen.
Die alte Frau bedeutete Ahri, sich auf die Bank vor einem knorrigen Wolkenfruchtbaum zu setzen, und ließ sich ihr gegenüber nieder.
"Lass mich raten. Du warst verliebt." Die Mundwinkel der Gärtnerin hoben sich zu einem Lächeln.
Ahri runzelte die Stirn.
"Keine Sorge, da bist du nicht die Erste. Also, wer war er? Ein Soldat? Ein Abenteurer? Ein Krieger im Exil, fern der Heimat?"
"Ein Künstler", antwortete Ahri. Sie hatte seinen Namen ein Jahr lang nicht ausgesprochen und konnte es auch jetzt nicht tun. Ihn auszusprechen fühlte sich an, als würde sie Glasscherben herunterschlucken. "Er malte ...Blumen."
"Ah. Ein Romantiker." Die Gärtnerin lächelte.
"Ich habe ihn getötet!" Ahri spuckte beinahe vor Abscheu. "Ist das romantisch genug?"
Als ihr die Wahrheit über die Lippen kam, konnte sie die Bitterkeit ihrer Zunge nicht mehr verbergen.
"Ich habe das Leben Leben von seinen Lippen gesogen, als er sterbend in meinen Armen lag! Er war fürsorglicher und selbstloser als jeder, den ich kenne. Ich hatte gedacht, ich könnte meine Triebe unterdrücken. Aber seine Träume und Erinnerungen, sie waren zu verlockend. Er ermutigte mich. Ich habe nicht widerstanden. Und jetzt – jetzt kann ich nicht weiterleben mit dem Wissen, was ich getan habe. Bitte, Ighilya. Kannst du mir das Geschenk des Vergessens geben? Kannst du mir die Erinnerung nehmen?"
Die Gärtnerin antwortete nicht. Stattdessen stand sie auf und pflückte eine reife Wolkenfrucht vom Baum. Sie schälte sie sorgfältig, so dass die Schale in einem Stück blieb. Das Fruchtfleisch zerfiel in sechs rote Stücke, die sie Ahri anbot.
"Möchtest du einen Schnitz?"
Ahri starrte sie an.
"Keine Bange, diese hier verlangt nichts von dir. Nicht wie die Blumen. Früchte tun das nie. Die Früchte sind der großzügigste Teil einer Pflanze – sie wollen nur köstlich und saftig sein. Und verführerisch. Diese hier will dich nur anziehen."
"Essen zerfällt in meinem Mund zu Asche. Warum soll ich essen, wenn ich nicht mehr als ein Monster bin?!"
"Selbst Monster müssen essen, Iminha." Die Gärtnerin lächelte sanft.
Sie steckte sich einen der Fruchtschnitze in den Mund und kaute darauf herum, bevor sie eine Grimasse zog.
"So sauer! Nach all den Jahren in diesem Garten habe ich mich immer noch nicht an den Geschmack gewöhnt."
Während Ahri schweigend dasaß, aß die alte Frau nach und nach die restlichen Stücke. Als sie fertig war, wischte sie sich den Fruchtsaft vom Mund.
"Du hast ein Leben genommen, das du nicht hättest nehmen dürfen", stellte die Gärtnerin fest. "Und jetzt leidest du unter den Konsequenzen."
"Ich ertrage es nicht."
"Zu leben heißt zu leiden, fürchte ich."
Eine Ranke voller Schneelilienknospen wand sich um den Arm der alten Frau. Sie zuckte nicht einmal zusammen.
"Ich kann nicht weiterleben mit dem Wissen, dass ich ihn getötet habe." Ahri stiegen Tränen in die Augen.
"Sich selbst zu verlieren hat größere Konsequenzen, Iminha."
Die Gärtnerin griff nach Ahris Hand und drückte sie. Ihre meergrünen Augen glitzerten im Mondlicht und Ahri sah etwas in ihnen, das sie zuvor nicht gesehen hatte – vielleicht Sehnsucht?
"Es wird dich zerbrechen. Du wirst nie wieder ganz sein."
"Ich bin schon gebrochen und mit jedem Augenblick, der vergeht, zersplittere ich weiter. Bitte, Ighilya. Ich muss das tun!"
Die alte Frau seufzte.
"Der Garten verschmäht kein Geschenk, das ihm aus freien Stücken dargebracht wird, denn sein Hunger ist nie gestillt."
Mit diesen Worten bot sie Ahri ihren Arm an, an den sich noch immer die Ranke klammerte. Knospen erblühten wie sich ausstreckende Hände.
"Gib dieser Blume deinen Atem und denke an die Erinnerungen, derer du dich entledigen willst." Die alte Frau deutete auf die glockenförmige Lilie. "Die Blume wird sie verschlingen. Atme erst wieder ein, wenn du nichts mehr spürst."
Ahri hielt die Blume vorsichtig zwischen ihren Fingern. Die Gärtnerin nickte. Ahri nahm einen tiefen Atemzug und atmete dann in die Blume aus.
...Ahri stand neben einem Mann mit pechschwarzem Haar am Ufer eines Sees. Zusammen sprangen sie ins Wasser und vergnügten sich in den endlosen Wellen.
Ahris Leid verschwand wie eine düstere Wolke zusammen mit dem Bild in ihrem Geist.
...in einem Wald, der in winterlicher Stille gefangen war, beobachtete Ahri einen Mann mit pechschwarzem Haar, der eine einzelne Blüte malte. "Bin ich nicht deine Blüte?" Sie streifte den Träger ihres Kleides von ihrer Schulter. Er setzte den Pinsel an und trug Farbe auf ihren nackten Rücken auf. Die Borsten kitzelten, als er die gleiche Blume auf ihrer Wirbelsäule zum Leben erweckte. "Das bist du, das bist du." Er küsste bei jedem Wort ihre Schulter.
Ahri wusste, dass sie vor dem zurückschrecken sollte, was nun kam, doch ihr Herz fühlte sich kalt und taub an.
...sie stand mitten in einem See und hielt den leblosen Körper des Mannes, den sie einst geliebt hatte. Sie ließ ihn unter Wasser sinken, sah zu, wie sein Gesicht durch das Spiel der Wellen verzerrt wurde.
Einst hätte ihr diese Vision unendlichen Schmerz bereitet, doch nun fühlte sie nicht mehr als ein dumpfes Pochen.
...Ahri beugte sich über einen Holzfäller in einer steinernen Höhle und sog sein Leben ein. Das Geräusch von Stiefeln, die im Schnee knirschten, ließ sie hochschrecken. Der Mann mit dem pechschwarzen Haar stand da und beobachtete sie. Verzweiflung stieg in ihr hoch; sie wollte nicht, dass er das mit ansah.
"Ich kann nicht gut genug für dich sein." Ahri vermied seinen Blick. "Schau mich an, ich giere nach der Seele eines sterbenden Mannes. Bitte, verlass mich. Ich bin nicht gut. Ich kann nicht gut sein."
Ihr Geliebter mit dem pechschwarzen Haar antwortete ihr. "Das kümmert mich nicht." Es war das erste Mal, dass Ahri absolute Liebe erfahren hatte, trotz ihres Wesens. Seine Stimme klang warm und war voller Gefühl. "Ich gehöre dir."
Die Erinnerung blieb ihr im Halse stecken und sie hörte auf zu atmen. Der Zauber der Blume war gebrochen.
Nein, dachte sie. Das kann ich nicht verlieren.
Ahri versuchte, einzuatmen, doch sie fühlte sich, als hätte man ihr eine Schlinge um den Hals gelegt. Sie zog sich zusammen und schnürte ihr die Kehle zu, als würde sie Gift atmen. Ihr wurde schwarz vor Augen und ihre Lungen waren kurz vor dem Platzen.
Diese Erinnerung zu verlieren, würde ihn noch einmal töten.
Ahris Knie gaben nach und sie brach auf dem Boden zusammen, während sie noch immer die Schneelilie hielt. Der unnatürliche Geruch der Blume strömte durch ihren Geist und beschwor seltsame und verstörende Bilder herauf.
Ahri halluzinierte. In einem Wald, der in winterlicher Stille gefangen war, wurde ihr jeder ihrer neun Schwänze aus dem Körper gerissen, bevor sie wieder nachwuchsen, um erneut ausgerissen zu werden.
In einer steinernen Höhle sah sie Dutzende Porträts ihrer selbst an den Wänden, gezeichnet mit tintenschwarzen Pinselstrichen. In jedem der Bilder war ihr Gesicht leer und kalt.
Sie schwebte schwerelos mitten in einem See und sah nach unten, nur um zu erkennen, dass der See nicht mit Wasser, sondern mit Blut gefüllt war.
Wo bist du?
Vor ihrem geistigen Auge sah sie ein Gesicht, verzerrt in den endlosen Weiten ihrer Erinnerungen, doch sie war bereits dabei, es zu vergessen. Das Gesicht war verschwommen, so wie das Gemälde eines Mannes anstatt der Mann selbst. Er blickt sie an, starrte sie an, doch sie konnte nicht in seine Augen sehen.
Ahri öffnete ihre Augen. Die Gärtnerin stand über ihr und hielt die Schneelilienranke, die sich pechschwarz verfärbt hatte.
"Kannst du ihn noch sehen?", fragte die alte Frau.
Ahri konzentrierte sich auf die verschwommenen Formen in ihrem Geist und zwang sie, sich zu einem Gesicht zu formen. Seinem Gesicht.
"Ja. Es ist verwaschen, aber ...Ich erinnere mich." Sie festigte das Bild des Gesichts in ihrem Geist, prägte sich jedes Detail ein. Sie würde nicht zulassen, dass es verschwand.
Die Augen der alten Frau blitzten auf – nicht vor Sehnsucht, sondern vor Bedauern.
"Dann hast du getan, wozu viele nicht die Kraft hatten. Du bist nicht dem Frieden verfallen." Die Gärtnerin nickte gedankenverloren.
"Ich konnte es nicht", würgte Ahri hervor. "Ich konnte ihn nicht aufgeben. Selbst wenn ich ein Monster bin. Selbst wenn ich jeden Tag daran zerbreche und jeden Tag den Schmerz hundertmal neu ertragen muss. Vergessen ist so viel schlimmer."
Das Vergessen waren tausend verschwommene Gesichter, die sie mit leeren Augen anstarrten.
"Du kannst nicht zurückfordern, was du gegeben hast, Iminha." Die Gärtnerin sah sie ernst an. "Die Blumen geben nicht zurück, was aus freiem Willen geschenkt wurde. Aber du kannst behalten, was dir verbleibt. Geh nun, geh. Verlasse diesen Ort, bevor er Besitz von dir ergreift", flüsterte sie. Ranken schnürten sich um die Schultern der Gärtnerin und enthüllten meergrüne Lilienblüten. "So, wie er es bei so vielen anderen getan hat."
Ahri versuchte, aufzustehen, doch eine Schneelilienranke hatte sich um ihre Schwänze gewunden. Sie kämpfte gegen ihre erdrückende Umarmung, zog Dornen aus ihrem Fell, sprang auf und lief los. Knotige Wurzeln brachen aus dem Boden und versuchten sie festzuhalten, während sie zwischen ihnen hindurchsprang. Ein Mondrosendickicht neigte sich in ihren Weg, doch sie hielt den Atem an und hechtete durch die Blumen, die an ihrem Haar zerrten, als sie hindurchrollte.
Der Pfad aus dem Garten hinaus war übersät mit Schneelilien aller Farben. Ihre rasiermesserscharfen Blätter schnitten in Ahris Haut und dicke Stängel wanden sich um ihr Gesicht und ihren Hals, drückten sich gegen ihre Nase. Ahri biss zu und zerriss die Fasern mit ihren Zähnen. Sie schmeckte säuerliches Blut. Sie brach durch den Torbogen und stürzte in die steinernen Kavernen dahinter.
Gerade so hörte sie noch die Stimme der Gärtnerin.
"Ein Teil von dir wird hier verbleiben, auf immer", rief die alte Frau. "Anders als wir vergisst der Garten niemals."
Ahri drehte sich nicht um.Referenzen[]
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